Zum Tod von Prof. Rolf-Gunter Dienst

Rolf-Gunter Dienst, 1942 in Kiel geboren, war als Chefredakteur der Zeitschrift „das Kunstwerk“ einer der wichtigsten deutschen Kunstkritiker, nach Gastdozenturen in New York, Frankfurt, Sydney und Stuttgart lehrte er von 1992 bis zu seiner Emeritierung 2008 als Professor an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg.
Daneben entstand ein großes malerisches Werk mit irisierenden Farbflächen aus übereinander gelagerten graphischen Kürzeln und ein ganz eigenständiges zeichnerisches Werk. Beide verbindet eine ausgeprägte Handschriftlichkeit, doch unterscheiden sich beide Werkkomplexe voneinander und sind nicht aufeinander bezogen. In dieser Ausstellung sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede unmittelbar erfahrbar. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Eugen Gomringer schreibt über „die scheinbare Orientierungslosigkeit der kleinen, in sich abgeschlossenen Teile“, die sich „zu einer Orientierung nach innen, nach dort, wo Orientierung herkommt,“ hinwendet. Und Gottfried Böhm stellt fest, dass Dienst „die Realität mit Spiegelungen des gemalten und geschriebenen Lichtes“ auffängt und „die Idee des konkreten Bildes mit dem Prozess der bildlichen Erinnerung verknüpft“ hat.
In seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Als Vierte Dimension: die Stille“ mit Bildern von Rolf-Gunter Dienst in Saarbrücken fragte Max Imdahl 1986: „Was sind das für Gemälde, sind es Bilder? Abbilder von etwas, was es mehr oder weniger ähnlich auch sonst zu sehen gäbe, sind es nicht. Sie sind aber auch nicht Zeichen für etwas Endgültiges oder Unabänderliches, wie zum Beispiel ein Dreieck das Zeichen für Stabilität oder der rechte Winkel ein Zeichen für linearen Kontrast ist.“ Seine Antwort darauf: „Die Gemälde sind Sehbilder. Ihr Inhalt ist das, was sich allein dem Sehen – einem geduldigen Sehen – offenbart. Ihr Inhalt ist die Geduld oder, genauer, die Verinnerlichung des Sehens selbst. Nur auf diese Verinnerlichung des Sehens antworten die Bilder, nur ihr sind sie gegenwärtig – in unaufhörlichen sozusagen lautlosen Übergängen sich wandelnd von einer in eine andere und wieder andere Erscheinung. Stille ist die Hingabe an die Anschauung und an das, was sich offenbart. Dazu gehört, dass man die Anschauung nicht endgültig abschließen kann. Was sich offenbart, ist ohne eigentliches Ziel und Ende.“
***
Text: Dr. Marina von Assel
Museumsleitung / Director
Kunstmuseum Bayreuth
Maximilianstraße 33
D-95444 Bayreuth







